Warum braucht es Daten sowohl aus öffentlicher Hand als auch von Unternehmen, um Kommunen nachhaltig smart zu gestalten? Welche Vorteile haben Kollaborationen zwischen Verwaltung und Wirtschaft im Bereich digitaler Stadtentwicklung – und was braucht es, damit sie gemeinwohlorientiert gelingen können? Das haben wir mit euch und unseren Podiumsgästen auf der Netzwerkveranstaltung „#DataForGood oder #DatenFürGeld?“ am 7. April in Berlin diskutiert. Hier geht’s zur Aufzeichnung! Stimmen unserer Speaker*innen zum Thema findet ihr am Ende dieses Standpunkts, der am 5. April im Tagesspiegel Background Smart City & Verwaltung erschienen ist.
KI-basierte Analysen sollen den Energieverbrauch in kommunalen Gebäuden reduzieren, digitale Zwillinge den Verkehrsfluss im 3D-Stadtmodell visualisieren und Apps anzeigen, welcher Aufzug in welcher U-Bahn-Station zu einem konkreten Zeitpunkt wirklich funktioniert. Auf den ersten Blick haben diese innovativen Lösungen nicht viel miteinander zu tun. Auf den zweiten Blick zeigt sich aber eine wichtige Gemeinsamkeit: Sie alle brauchen Echtzeitdaten, um zu funktionieren.
Und hier beginnt auch schon die ganz normale Odyssee einer jeden Kommune, einer jeden Region und eines jeden Stadtwerks. Viele Städte, Gemeinden, Landkreise und kommunale Unternehmen schwimmen nur so in Ideen, wie sie mit innovativen und datenbasierten Lösungen die vielen kleinen und großen Herausforderungen des Alltags lösen könnten – und wie sie die Werkzeuge der Digitalisierung nutzen könnten, um einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Zum Beispiel, indem sie Falschparkende an Ladesäulen automatisiert identifizieren oder durch ein besseres Gebäudemanagement Energie und CO2 einsparen. Leider dauert die Reise zu mehr Effizienz und zu nachhaltigen und bürgernahen Lösungen dann aber doch oft länger als geplant.
Der Grund: mangelnder Zugriff auf Daten. Denn die liegen tief versunken in Abteilungen und Referaten. Oder hinter Mauern aus Datenschutzverordnungen. Oder werden sowieso nur ungern geteilt. Das sind nur einige der vielen Argumente, warum Daten am Ende nicht zur Verfügung stehen. Dazu kommt, dass Daten nur selten in der Qualität vorliegen, die nötig ist, um datenbasierten Anwendungen Leben und Nutzen einzuhauchen.
Zersplitterter Markt schadet dem Datenaustausch
Auf der anderen Seite sind bei Unternehmen – und ja, ich meine hier auch Stadtwerke, die bei der Smart City und Datenthematik oft eine hybride Rolle einnehmen – Daten oft im Überfluss vorhanden. In vielen Fällen sind das Daten, die für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung von großer Bedeutung sein können. Oder besser gesagt: sein könnten.
Man stelle sich vor, was möglich wäre, wenn die öffentliche Verwaltung auf die aggregierten und anonymisierten Echtzeitdaten von Lieferdiensten, E-Scooter-Verleihern, Autoherstellern, Energieriesen und so weiter zurückgreifen könnten. Aber so, wie der Datenaustausch zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft momentan organisiert ist, verpufft der Traum nach mehr Effizienz schneller als Odysseus „Ithaka“ sagen kann.
Einzelne Kommunen verhandeln mit einzelnen Unternehmen über einzelne Datensätze. Das bringt weder den Kommunen noch den Unternehmen einen längerfristigen Vorteil – von Wissenschaft und den Bürger*innen ganz zu schweigen. Der Markt ist zersplittert: Und das führt regelmäßig zu mehr Unmut als Euphorie bei der Umsetzung datenbasierter Anwendungen.
Es fehlt der Mut
Es ist nachvollziehbar, dass nicht jedes Unternehmen alle Daten offen teilen will und kann. Das verlangt auch niemand. Aber wir müssen endlich anfangen, die Werkzeuge zu nutzen, die es möglich machen, Daten souverän zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft zu teilen. In einer Art und Weise, dass alle davon profitieren.
Aus technischer Sicht braucht es dafür innerhalb von Datenräumen zum einen Standards und zum anderen ein Rollen- und Rechtemanagement, das es Beteiligten bei Notwendigkeit erlaubt, spezifische Datensätze mit spezifischen Organisationen für spezifische Zwecke über einen spezifischen Zeitraum zu teilen.
Die Technik dazu ist bereits da. Aber es fehlt oft an Mut zur Innovation und zur Zusammenarbeit. Okay, hin und wieder fehlt es auch an Geld. Aber ohne die Courage, die dicken Bretter der Verwaltung zu bohren, helfen auch Fördermittel nur bedingt weiter, wenn wir flächendeckend souveränen Datenaustausch möglich machen wollen.
Neben diesem Mut ist die Etablierung eines neutralen Mittlerszentral, um den Datenaustausch zwischen öffentlicher Hand, Wirtschaft und auch mit Wissenschaft und Bürger*innen vertraglich geregelt zu ermöglichen.
Die Basis ist da – legen wir los!
Und zu guter Letzt helfen weder Mut noch Mediator, wenn das Wissen über bestehende Möglichkeiten fehlt. Um den Datenaustausch für und auch die Replikation von datenbasierten Lösungen schnell und einfach möglich zu machen, braucht es einestarke Vernetzung und den intensiven Austausch unter den kommunalen Akteur*innen – sowohl zwischen den Kommunalverwaltungen als auch den Stadtwerken.
Also lasst uns die Reise gemeinsam starten: hin zu mehr Datenpartnerschaften und zum souveränen Austausch von Daten zwischen allen Beteiligten. Wie? Indem wir unseren Mut zusammennehmen, bestehende Werkzeuge für Interoperabilität nutzen, uns über organisierte Formate vernetzen – und vor allem: loslegen.
Auch unsere Podiumsgäste haben wir zum Thema befragt: Stimmen von Lea Hemetsberger (DKSR), Zehra Öztürk (Senatskanzlei Hamburg), Alanus von Radecki (DKSR), Sonja Spürkmann (Berliner Stadtreinigung) und Philipp Wilimzig (Smart Village Solutions).
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