Eine Lösung, um Daten zwischen verschiedenen Organisationen zu teilen, ist die Etablierung eines Datentreuhänders: einer datenvermittelnden, neutralen Vertrauensinstanz zwischen Datengebenden und Datennehmenden. Der Datentreuhänder kümmert sich um Themen wie Datenaufbereitung, Datensicherheit, Datenservices und die Datensouveränität und schafft somit einen Datenmehrwert für datengebende und datennehmende Organisationen. Doch wie sieht eine solche Lösung konkret aus und welche Vorteile bietet sie?
Mit dieser Frage beschäftigen wir uns im Forschungsprojekt BuildingTrust (BuTuGe), an dem wir zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft (Fraunhofer ISST), der TU Dortmund und dem Institut für ökologische Raumentwicklung (IöR) aus Dresden arbeiten. Konkret geht es um die Konzeption sowie prototypische Umsetzung eines Gebäudedatentreuhänders. Ein Datentreuhänder vermittelt Daten zwischen Datengebenden und Datennehmenden und kümmert sich als Intermediär um die Datenaufbereitung und –sicherheit. Er stellt eine unabhängige Vertrauensinstanz dar, vergleichbar mit einem Notar, und darf kein Eigeninteresse an den Daten haben. Meist handelt es sich dabei um eine Institution, die die Daten über eine dezentrale technische Lösung verwaltet und vermittelt. So vermittelt beispielsweise die Bundesdruckerei GmbH über ihre Datentreuhänderplattform pseudonymisierte Gesundheitsdaten zwischen Patient*innen und medizinischen Forschungseinrichtungen.
Ein Datentreuhänder im Gebäudesektor kann den Zugang zu konsolidierten und aktuellen Informationen erleichtern, Entscheidungsprozesse verbessern und die Effizienz für alle Akteure im Gebäudesektor steigern. Das wiederum zahlt perspektivisch auf die Erreichung von Klimazielen, Schaffung von Wohnraum und das Management energetischer Herausforderungen ein.
Anforderungen an einen Datentreuhänder
Im ersten Schritt des Projekts ging es darum, zu verstehen, welche Gebäudedaten den Stakeholdern bereits vorliegen, welche noch fehlen und wie diese auf einer Plattform zusammengebracht werden können. Darüber hinaus wurden erste prototypische Datenprodukte generiert. Dazu wurden Interviews mit Stakeholdern wie Eigentümer*innen, Mieter*innen, Kommunalbehörden (wie bspw. Bauämtern), kommunalen Betrieben (wie bspw. Stadtwerken), Unternehmen und perspektivisch auch Banken und Versicherungen geführt, um deren Anforderungen an einen Gebäudedatentreuhänder zu identifizieren. Erste Erkenntnisse daraus waren, dass es grundsätzlich den Bedarf eines solchen Treuhänders gibt, dieser jedoch gewisse Eigenschaften mit sich bringen muss, um flächendeckend eingesetzt werden zu können.
Es sollte für die Stakeholder immer einen Anreiz zum Teilen der Daten geben, was bedeutet, dass jeder Datengeber auch gleichzeitig Datennehmer sein sollte und jede Person oder Organisation, die Daten spendet im Gegenzug auch für ihre individuellen Bedürfnisse benötigte Daten erhält. Dafür wurde im Projekt eine Taxonomie entwickelt, die bestehende, aber auch gewünschte Datensätze des Gebäudesektors mit potenziellen datengebenden und datennehmenden Organisationen verbindet. Des weiteren wurde definiert, dass es, vergleichbar mit der Patientenakte im Gesundheitssektor, eine digitale Gebäudeakte geben sollte, in der Merkmale und Eigenschaften von Gebäuden übersichtlich in einer Datenbank festgehalten werden.
Was ermöglicht die digitale Gebäudeakte?
Aufbauend auf den Informationen aus der Gebäudeakte können sogenannte Datenprodukte entwickelt werden und den Gebäudedatentreuhänder sukzessive vervollständigen. Folgende Datenprodukte wurden im Rahmen von Interviews, Workshops und wissenschaftlicher Recherche identifiziert und wären technisch umsetzbar:
- Ein Energiemonitoring, wobei durch die Aggregation von Daten der kommunalen Wärmeplanung ein Monitoring des Verbrauchs für Mieter*innen aber auch eine optimierte und effiziente Planung für Stadtwerke und Planungsämter ermöglicht wird
- Ein Aggregator von Gebäudedaten zum Sammeln von Gebäudekriterien, wie Typologie, Baujahr, Zustand, Sanierungsbedarf, Art des Hauses und vielen weiteren zur einfachen Analyse des Gebäudebestands für Planungsämter
- Ein Fördermittelfinder, welcher es Eigentümer*innen schnell und einfach ermöglicht, für ihre individuellen Bedürfnisse geeignete Förderprogramme für ihr Gebäude zu finden
Aufbauend auf der allgemeinen Gebäudeakte können viele weitere Datenprodukte, wie eine Leitungsdatenbank, ein Sanierungsvermittler, ein Gebäudematerialkataster oder eine Übersicht über vergangene Betriebskosten entwickelt werden. Die Zahl der möglichen Datenprodukte scheint unbegrenzt.
Um jedoch nicht nur bei der Konzeption zu bleiben, sondern auch eine konkrete technische Entwicklung anzustoßen, wird im Projekt aktuell die Entwicklung von zwei Testbeds vorangetrieben. Das erste ist die Weiterentwicklung der bereits bestehenden Citizen-Science-Plattform Colouring Dresden, ein Tool, das es Bürger*innen ermöglicht, selbst Kriterien zu Gebäuden in ihrer Stadt zu mappen. Dieses Tool soll mit Fokus auf den Bereich Energie weiterentwickelt werden. Darüber hinaus wird aus dem Vorgängerprojekt KomDaTis der bereits entwickelte Prototyp eines digitalen Energieausweises weiterentwickelt. Dieser soll in Zukunft schnell und einfach digital zu beantragen sein. Neben diesen beiden konkreten technischen Entwicklungen steht das DKSR im Austausch mit Stadtwerken zur Umsetzung einer digitalen Lösung für den Bereich der kommunalen Wärmeplanung.
Das Projekt läuft noch bis Ende Oktober 2025. Bis dahin sollen die Datenprodukte weiter ausdefiniert, die Entwicklung der Prototypen weiter vorangetrieben und darunterliegende Betriebs- und Geschäftsmodelle weiter vorangebracht werden. Sollten Sie am Projekt interessiert sein oder Fragen dazu haben, wenden Sie sich gerne direkt an unsere Kollegen David Hick oder Jonas Merbeth.