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Aus schlauen Städten und Gemeinden: Elf Kommunen Hand in Hand auf dem Weg zum SmartenLand

Die Gemeinde Eppenschlag im Ilzer Land

Carolin Pecho ist die erste Frau im Bürgermeisteramt in Ringelai – und sie ist Bürgermeisterin auf Zack: Tatkräftig treibt sie gemeinsam mit zehn anderen Kommunen des Ilzer Landes in Niederbayern, die als Modellprojekt „Smart City“ vom Bund gefördert werden, die ländlich geprägte Region voran. „Hybrid“ ist hierbei das Stichwort: Hand in Hand soll es in eine hybride – also digitale und analoge – Zukunft für das „SmarteLand“ gehen. Das ist manchmal gar nicht so leicht. Vor allem, wenn es darum geht, Entscheidungen auf interkommunaler Ebene zu treffen, Bürger*innen Angst zu nehmen und die Mehrwerte der Neuerungen zu kommunizieren. Aber müde wird Pecho trotzdem nicht – und widmet sich im Rahmen des Förderprojekts auch der Frage, wie die vorhandenen Daten in der ländlichen Region nachhaltig zum Einsatz kommen können. Als Projektpartnerin für die Entwicklung der regionalen „SmartesLand-Strategie“ konnten wir mit der Bürgermeisterin über den Weg des Ilzer Landes zur smarten Region mit der Vision eines regionalen Datenraums sprechen.

 Die Gemeinde Ringelai hat den Hut auf, wenn es um das Smart City-Projekt des Zusammenschlusses aus elf Kommunen des Ilzer Landes geht: Und wenn man mit der Bürgermeisterin Carolin Pecho spricht, hat man direkt auch das Gefühl, dass dieser Hut dort gut passt. Seit 2018 arbeitet die promovierte Geschichtswissenschaftlerin für den Kommunalverbund. Nach ihrem Doktor zog es sie direkt in die Heimat zurück. Der Kommunalverbund besteht unabhängig vom Förderprojekt bereits seit 2005: Zusammengeschlossen haben sich die Kommunen, um verschiedenste Projekte von Leerstandsmanagement bis zu Seniorenbetreuung in gemeinsamen Gesprächskreisen zu diskutieren, anzuschieben und besser umzusetzen.

Ländliche Region auf neuen Wegen: Von hunderten Ideen zu konkreten Digitalprojekten

Wie kommt ein Kommunalverbund am Rande des Nationalparks Bayerischer Wald zu einer Smart City-Förderung? Schon während Pechos Zeit in der Geschäftsführung für das Ilzer Land widmeten sich die Kommunen im Rahmen eines groß angelegten Evaluationsprozesses der Frage, wie die ländliche Region sich attraktiver für Einwohnende und Zuziehende gestalten könnte. Im Rahmen des Prüfprozesses stießen die Kommunen schnell auf das Thema Digitalisierung, das bislang eher ziellos vorangetrieben worden war. Schnell wurde klar: Da besteht Handlungsbedarf – und Ziel muss ein Ausbau der regionalen Verwaltungsdigitalisierung über die Anforderungen des Onlinezugangsgesetzes hinaus sein. „Wir haben uns auf das Smart-City-Förderprogramm beworben, weil es uns am passendsten erschien, um zu wirklich innovativen neuen Maßnahmen zu kommen“, erklärt Pecho im Gespräch. „In der Bewerbung konnten wir einige Projektideen aus den Beteiligungsformaten im Rahmen der Evaluation einfließen lassen“.

Die Bewerbung glückte. Im Laufe der Strategiephase, die DKSR im Konsortium mit den Projektpartnern ateneKOM und polidia begleitet hat, machten die Beteiligten dann insgesamt 400 neue digitale Projektideen aus, die geclustert und zu acht großen Maßnahmen mit verschiedenen Teilprojekten heruntergebrochen wurden. Ein Beispiel: ein regionaler Datenraum, der eine urbane Datenplattform als Basisinfrastruktur für Anwendungen wie Hochwasserfrühwarnungen oder eine Verbesserung der Winterdienste umfasst.

Strategieworkshop im Sommer 2022

Stolperfallen auf dem Weg der Innovation: Mehr Organisation als Technik

Eine große Herausforderung im interkommunalen Strategieprozess: Trotz der geografischen Nähe folgt natürlich jede der Kommunen des Modellprojekts eigenen Steuerorganen, eigenen Logiken – und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Deutlich wird das allein durch die Einwohnerzahlen: In der größten Kommune, der Stadt Grafenau, leben etwas mehr als 8000 Menschen – in der kleinsten, Fürsteneck, nur 800. Als es für das Smart-City-Modellprojekt darum ging, dennoch produktiv zusammenzuarbeiten, kamen dem Kommunalverbund auch im Strategieprozess die bisherigen Erfahrungen aus der interkommunalen Zusammenarbeit zugute, meint die Ringelaier Bürgermeisterin: „Wir wissen daher bereits: Wir sind durchaus auch ähnlich. Themen wie Innenentwicklung beschäftigen uns alle. Das zu vermitteln war eine Herausforderung, aber auch lohnend – denn schlussendlich konnten wir dadurch viele Leute mit an Bord holen.“

Gerade aus den Steuerorganen der Kommunen hätten sich zudem zu Beginn des Prozesses viele Entscheider*innen am liebsten einen Otto-Katalog an vorgefertigten digitalen Lösungen für die kommunalen Aufgaben gewünscht. In diesem Bezug mussten einige enttäuscht werden – denn ein Teil des Prozesses war es, erst einmal herauszufinden, was überhaupt gebraucht wird und wie das am besten lösbar ist. „Da war ein klares Erwartungsmanagement notwendig. So oder so ganz gut, denn vieles aus dem Otto-Katalog hätten wir uns vermutlich sowieso nicht leisten können“, lacht Pecho.

Eine weitere Herausforderung, vor der die Projektmitarbeitenden des Verbundes jetzt stehen: Die Ergebnisse der Strategiephase so zu kommunizieren, dass sie bei allen Beteiligten ankommen. Schließlich sollen die Bürger*innen nicht nur nach ihren Bedürfnissen gefragt werden, sondern auch wissen, wie diese in die Projektplanung eingeflossen sind. Generell sei die Beteiligung der Bürger*innen je nach Kommune und Organisationsstruktur sehr unterschiedlich gelaufen. Wichtig für eine möglichst reibungsfreie Partizipation: Nicht nur externe Projektmitarbeitende zu engagieren, sondern auch Projektzuständige aus den Kommunen vor Ort zu haben, die mit den Bürger*innen ins Gespräch kommen und ein Gefühl für die verschiedenen Bedürfnisse entwickeln können. Das vor allem in Strategiephasen, wo Beteiligte von greifbaren Maßnahmen und Auswirkungen noch nichts erahnen können.

Mehr & besser leben im SmartenLand: Gestützt durch eine Datenplattform

Möglichst bald sollen die ersten Maßnahmen aber umgesetzt werden. Die Strategieentwicklung hatte in dieser Hinsicht verschiedene Zielprojekte zum Ergebnis: von „MITREDEN“, einer digitalen Bürgerbeteiligungsplattform, bis hin zu hybridem Tourismus. „Es wurde sehr deutlich, dass eine große Datenplattform im Hintergrund eins der Hilfsmittel sein wird, die wir für viele von diesen Projekten brauchen – sei es für eine App oder für bessere öffentliche Dienstleistungen bei Extremwettersituationen“, erzählt Pecho.

Das Thema Datenplattform sei vorher bereits auf dem Schirm gewesen, habe sich im Prozess aber noch einmal konkretisiert. Die Plattform solle der digitale Ort werden, an dem die kommunalen Daten des Verbundes transparent zur Verfügung gestellt und zu Anwendungen werden sollen. Dass dafür bereits genug Daten vorhanden sind, bezweifelt Pecho nicht: „Wir haben sehr viele Daten – aus Wasserzählern, Controlling-Systemen in Liegenschaften, und so weiter und so fort“. In den entsprechenden Bereichen gäbe es ebenso noch viele Einsparungspotenziale: Beispielsweise durch zeitnahe Reparaturen in sanitären Anlagen öffentlicher Institutionen. Genauso ließen sich auf Basis der Plattform Daten für eine bessere Gestaltung von Teilhabeprozessen nutzen –  gerade für neu zugezogene Bürger*innen, die nicht auf generationenüberlieferte Kenntnisse zu altbewährten Abläufen in den Kommunen zurückgreifen können. „Vieles von dem, was wir jahrzehntelang gemacht haben, wird in Zukunft so nicht mehr klappen“, gibt Pecho zu bedenken. Auch könnten digitale Anwendungen über eine Datenplattform es bei richtiger Befähigung älteren Menschen ermöglichen, länger selbstständig zu Hause zu leben.

Gemeinsam schlauer in die Umsetzungsphase

Mit den Erkenntnissen und Plänen aus der Strategiephase geht es für die Kommunen aus dem Ilzer Land in den nächsten Schritten des Modellprojekts nun darum, reale digitale Anwendungen zu schaffen. Wo Bürgermeisterin Pecho aus der smarten Region das Digitalprojekt in ein paar Jahren sieht? Bald schon, hofft sie, wird es eine digitale Anlaufstelle mit verschiedenen kommunalen Applikationen für die Bürger*innen geben – mit hoher Annahme- und Nutzungsquote. Die Vision, die dabei über allem schwebt: Digitalisierung und Daten gemeinsam gezielt zu nutzen – um für eine Gesellschaft, die zunehmend frei und unabhängig leben will, analog auch im ländlichen Raum Sicherheit, Austausch und Zusammenhalt zu stiften. Für das Gelingen dieses Vorhabens liefert eine starke interkommunale Zusammenarbeit wie die der Kommunen aus dem llzer Land schließlich die beste Basis!

Als ländliche Region wie das Modellprojekt im Ilzer Land den Aufbruch wagen – und erfahren, wie sich Daten dafür auch in kleineren Gemeinden zur Bewältigung kommunaler Herausforderungen nutzen lassen? DKSR unterstützt Sie gerne. Erkundigen Sie sich zu unserem Entdeckerpaket Urbane Daten oder kontaktieren Sie uns jederzeit direkt & unverbindlich für ein individuelles Gespräch!