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„Damit Daten einfach nutzbar sind“: Christian Bemmerl über das Open Data-Portal Bayern

Christian Bemmerl ist Referent für Digitale Transformation bei der byte – Bayrischen Agentur für Digitales – und dort mit für den Aufbau des bayerischen Open Data-Portals zuständig

Open Data-Portale dienen Kommunen dazu, Daten zu veröffentlichen – und damit einerseits gesetzlichen Pflichten nachzukommen, andererseits die Daten für verschiedene Nutzungsmöglichkeiten in den lokalen Kontexten bereitzustellen. Über die letzten Monate hinweg hat die byte – Bayrische Agentur für Digitales für den Freistaat Bayern in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Digitales, Fraunhofer FOKUS und DKSR ein Portal für Offene Daten entwickelt, das nun allen Städten und Gemeinden in Bayern zur Bereitstellung ihrer Daten zur Verfügung steht. Wovon profitieren Kommunen, wenn sie das Landesportal nutzen? Wie lief die Entwicklung ab? Und wie genau können die Daten am Ende in der ganz realen Stadt- und Kommunalgestaltung zum Einsatz kommen? Darüber hat Dr. Christian Bemmerl, Referent für Digitale Transformation bei byte, mit DKSR-Kommunikationsmanagerin Anne-Marie Pellegrin gesprochen.

Hi Christian, schön, dass du da bist! Stell dich doch einmal kurz vor:  Was machst du bei der byte – und wie bist du dazu gekommen?

Im Sinne meiner Ausbildung bin ich eher ein Exot. Ursprünglich habe ich einmal Theologie studiert und dort auch promoviert. IT-Nerd war ich aber schon immer: Vor der byte war ich deswegen dann bei einem IT-Dienstleister für die deutschen Handwerkskammern tätig. Auf die byte selbst aufmerksam geworden bin ich über die Aktivitäten der bayerischen Digitalministerin Judith Gerlach auf Instagram. Hier bin ich jetzt Projektleiter für Open Data und durfte in diesem Rahmen das Team mit aufbauen. Ich bin sehr happy, dort mit so tollen Menschen am Thema Open Data arbeiten zu dürfen – das macht richtig Spaß.

In das Thema offene Daten bringt ihr mit dem Portal für Bayern auf jeden Fall gerade ordentlich Schwung. Zurecht – schließlich entstehen aus offengelegten Daten verschiedene Nutzungs- und Anwendungsmöglichkeiten. Kannst du etwas dazu erzählen, welche das sind?

Eine einzige Antwort auf diese Frage ist schwierig, denn aus vielen verschiedenen Daten können viele verschiedene Anwendungsfälle entwickelt werden. Die Veröffentlichung über die Open Data-Plattform dient in erster Linie der Nutzung durch Fachpublikum wie Wissenschaft, Medien oder Unternehmen. Für die Nutzung durch die Kommunen selbst gibt es einige Anwendungsbeispiele, die gut funktionieren: bestehende Apps wie Tourismusapps, über die mit offenen Daten beispielsweise Fahrradwege abgefragt werden können. Wenn so das Tourismusangebot verbessert wird, können Hotels oder Restaurants wirtschaftlichen Nutzen davon ziehen. Ein anderes Beispiel sind digitale Anwendungen, die Bürgern und Bürgerinnen dank Daten aus Baumkatastern anzeigen, wo Bäume gegossen werden müssen und die Bürgerschaft so aktiv in die Stadtpflege mit einbeziehen. Satellitendaten beispielsweise zu Trockenheit können Kommunen auch darüber hinaus dabei helfen, Sachverhalte zu verstehen und bessere Entscheidungen oder Maßnahmen für Umweltschutz zu treffen.

Mit welchen Daten könnte über das Datenportal der größte Mehrwert gehoben werden?

Wir freuen uns über jeden Datensatz, den wir anbinden können! Der wirtschaftliche Mehrwert oder Impact bestimmter Daten ist meist gar nicht genau vorhersehbar. Eine große Rolle spielt aber Nachnutzbarkeit von Daten, also die Verwendung der gleichen Datensätze für verschiedene Anwendungen. Das ist beispielsweise bei Geodaten der Fall, die für Navigationssysteme oder Stadtpläne verwendet werden können. Uns ist besonders wichtig, Daten in einer hohen Qualität bieten zu können. Dazu gehört die Einhaltung von Metadatenstandards: Das bedeutet, dass hochgeladene Datensätze gut mit Informationen, den Metadaten, beschrieben werden, um schnell auffindbar und zuordenbar zu sein. Wir wollen uns erst einmal darauf konzentrieren, das gut hinzubekommen – damit die Daten zuverlässig und einfach nutzbar sind.

Wie lief die Entwicklung des Portals ab? Gab es Stolpersteine, auf die ihr selbst gestoßen seid?

Ein bayerisches Datenportal muss für verschiedene Nutzerinnen und Nutzer da sein. Das geht von Kommunen über Ministerien und nachgelagerte Behörden bis zu Forschung und Wirtschaft. Wir haben deswegen erst einmal die Situation in Bayern analysiert: Was gibt es schon? In welche Richtungen können wir gehen und dabei möglichst viele abholen, um das Ganze zukunftsfähig zu machen? Dafür haben wir auch von Vornherein ein Team aufgebaut, das dabei beraten kann, nachhaltig mit dem Thema Open Data umzugehen. Themen waren zudem langfristige Erweiterungsmöglichkeit und Skalierbarkeit. Wir haben uns sehr gefreut, zu sehen, dass das Ganze so schnell geklappt hat – auch, wenn wir zwischendurch manchmal die Richtung etwas anpassen mussten.

Gab es an der Zusammenarbeit mit Fraunhofer FOKUS und DKSR etwas, was euch besonders gefallen hat?

Dass wir alle an einem Strang gezogen haben. Wir haben gemeinsam festgelegt, dass wir sehr nutzerzentriert arbeiten, um am Ende die Bedienbarkeit der Lösung zu gewährleisten und dabei alle Ideen gut zusammenzubringen. Es war ein agiles Team aus Auftraggeber und Dienstleister, das sich darauf konzentriert hat, die Pläne Realität werden zu lassen.

Wo siehst du die größten Herausforderungen dabei, das Portal als Kommune zu nutzen?

Eine Herausforderung bislang war, als Kommune ein eigenes Portal aus dem Boden stampfen zu müssen: Dieser wirken wir mit dem bayerischen Datenportal jetzt entgegen. Abgesehen davon ist es immer mit Hürden verbunden, in ein Thema neu einzusteigen, mit dem man bislang wenig zu tun hatte. Es gibt ja auch keine Planstellen in Kommunen für Open Data wie beispielsweise für das Thema Datenschutz. Eine Herausforderung für die Datenveröffentlichung ist es in diesem Rahmen auch, die Kommunikation zwischen Kommunen und Dienstleistenden herzustellen – einerseits, was die Technik anbelangt, andererseits auch in Bezug auf ein gemeinsames Grundverständnis von offenen Daten. Oft gibt es auch Vorbehalte, zum Beispiel in Bezug auf den Datenschutz – der aber in der Regel überhaupt kein Problem ist, da es bei Open Data nicht um personen- oder geschäftsbezogene Daten geht. Für die Veröffentlichung müssen verschiedene Abteilungen mit unterschiedlichen Kenntnissen einbezogen und abgeholt werden: Dazu braucht es Kommunikation und Organisation.

Wie geht es jetzt weiter?

Für die byte und das Bayerische Digitalministerium als Projektpartner stehen Nutzerfreundlichkeit und Menschzentrierung im Vordergrund. Deswegen werden wir das Front End weiterentwickeln, damit das Portal einfach, vertrauenswürdig und vernetzt ist. Die Oberfläche soll dafür sorgen, dass jeder Nutzer, der sich für offene Daten interessiert, sich dort wohlfühlt und schnell die Daten findet, die er zu einem bestimmten Thema braucht – und vielleicht sogar mehr, als er gesucht hat. Ziel ist es zudem, das Portal in die Fläche zu bringen.

Um eine zentrale Anlaufstelle für Open Data in Bayern zu schaffen, sieht der Digitalplan neben dem Aufbau einer Open Data-Plattform auch eine Open Data-Geschäftsstelle vor. Auch in diesem Rahmen werden wir als Partner für Kommunen da sein, wenn es darum geht, in das Thema einzusteigen und sich dafür Hilfe zu holen.

Gibt es einen Tipp, den du Kommunen für die Veröffentlichung von Daten und bei der Nutzung des Open Data Portals Bayern an die Hand geben kannst?

Um loszulegen, muss man keinen Masterplan haben: Es reicht, sich erst einmal einen Zugang zum Portal zu holen. Man kann mit einem einzelnen Datensatz starten daraus viel lernen und dabei mit Experten wie dem Geodatenteam zusammenarbeiten. Die Technik ist in der Regel nicht das Problem. Für den Einstieg in die Welt von Open Data hilft es, sich mit anderen auszutauschen und sich dem Thema anzunähern. Im Bereich Open Data gibt es viele Gruppen und Veranstaltungen, die unterstützen können. Es sollte erst einmal herausgearbeitet werden, was der genaue eigentliche Bedarf ist, dann kann Schritt für Schritt eine Lösung erarbeitet werden. Es lohnt sich definitiv, den Weg hin zu offenen Daten mit Mut zu beschreiten und so Mehrwert für alle zu schaffen.

Vielen Dank für das schöne Gespräch!

Länder, Städte und Gemeinden können in Zusammenarbeit mit DKSR das Datenmanagementsystem piveau nutzen, um eigene Datenportale aufzubauen und Daten entsprechend der gesetzlichen Verpflichtungen zu veröffentlichen – mehr dazu auf unserer Website. Durch die Nutzung offener Daten entstehen zahlreiche Möglichkeiten, Städte und Gemeinden bürgerorientiert und nachhaltig zu gestalten.

Lernen Sie in einem gemeinsamen Workshop mit uns mehr zu den möglichen Mehrwerten von Daten in Ihrer Kommune – oder kontaktieren Sie uns direkt für ein unverbindliches Gespräch, um zu erfahren, wie wir Ihnen bei der Nutzung von Daten helfen können!